Irgendwann, irgendwie und irgendwo hat es mich auch erwischt: das Pferdevirus.

Wenn ich so recht überlege fand ich diese wunderbaren sanften Riesen schon immer wahnsinnig faszinierend. Als kleines Kind mussten wir bei jeder Wanderung die an einer Pferdekoppel vorbeiführte stehen bleiben, so dass ich sie bewundern konnte. In Südtirol liefen die Haflinger frei über die Berge und ich konnte es mir nicht nehmen lassen auch ihnen, fast sogar jedem einzeln, “Hallo!” zu sagen. Einmal stieg mir eines der Pferde während dem Streicheln auf den Fuß und ließ sich nicht mehr wegbewegen, nicht einmal von meinem Vater. Angeblich fing ich einfach an zu weinen und keiner wusste weshalb, bis sie bemerkten, dass das Pferd sich auf meinem Fuß befand. Ich nehme an genau deshalb waren meine Eltern immer ein wenig skeptisch ihnen gegenüber.

Nichtsdestotrotz waren auch meine Eltern diejenigen, die mir meine erste Reitstunde ermöglicht haben. Das war in meiner Welt ein Wahnsinnsgefühl – da oben auf dem Pferd, mit dem Pferd gemeinsam etwas zu tun. Einfach toll. Die Realität sah vermutlich etwas anders aus: das Pferd fraß sich von Baum zu Baum, meine Beine waren viel zu kurz um über das Sattelblatt zu reichen und von einem aktiven Miteinander kann in dem Fall wohl auch keine Rede gewesen sein. Trotzdem konnte ich das Gefühl nie vergessen und war sooo stolz.

Mit 11 Jahren kam ich durch Schulfreundinnen an einen Ponyhof. Wir haben regelmäßig bei allen anfallenden Arbeiten geholfen und durften dafür ab und an oder wenn es gerade passte mal eine Stunde dafür reiten. Irgendwann war mir das zu doof. Ich wollte mehr von diesem Pferd-Mensch Ding, als nur stupides Reiten. Versteht mich nicht falsch, ich war jung und wie alle Kinder fand auch ich den Galopp am schönsten, jedoch wollte ich nicht immer nur reiten, sondern eine Bindung zu den Pferden aufbauen. Das ging bei 30 Ponys im Betrieb und ständig wechselnden Pony-Kind Kombinationen irgendwie sehr schwer. Daraufhin ergab sich dort nach ein paar Jahren die Möglichkeit einer Reitbeteiligung. Kira, ein Welsh B, war ein schicker Leberfuchs mit Blesse. Sie war nicht ganz einfach im Umgang und man musste schon etwas reiterliches Geschick mitbringen, um mit ihr einen schön entspannten Geländeritt zu absolvieren. Kira hat mir jedoch so viel beigebracht, allem voran einen guten Sitz und eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Ein Foto der wilden Kira folgt sobald ich die Fotoalben bei meinen Eltern abgeholt habe 🙂

Während der letzten Jahre auf dem Ponyhof stand dort ein ganz besonderes Einstellpferd, den ich seit seiner Ankunft (regelrecht dem Moment, in dem er vom Hänger kam!) als mein Traumpferd deklarierte. Larry – der sanfte Riese und große Lehrmeister. Im Vergleich zu meiner kleinen Kira war er ein Gigant! Wann immer es darum ging dieses besondere Pferd von der Koppel zu holen, war ich ganz vorne mit dabei. Zum Glück empfanden meine Freundinnen ihn nicht als ganz so spannend, so dass ich ihn immer führen konnte, was aber zum Großteil daran lag, dass einige von ihnen sich mittlerweile mit dem Gedanken befassten sich ein eigenes Pferd zu kaufen. Ich träumte währenddessen weiter von Larry.

Larry – ein Spaziergang ohne alles

Seine Besitzerin hat mein besonderes Interesse und unsere Verbindung mitbekommen und lud mich ein, mit ihnen spazieren zu gehen. Es stellte sich heraus alle liefen zu Fuß, nur ich nicht. 🙂 Nie hätte ich mir träumen lassen auf ihm zu sitzen!! Dort wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte mit in einen neuen Stall zu wechseln, als Larry’s Reitbeteiligung. Glücksgefühle pur sag ich Dir! Dies bedeutete zwar Kira nach allem was wir durchgemacht haben zurück zu lassen, aber eröffnete mir auch eine völlig neue Welt. Schon damals war ich hungrig nach mehr Wissen rund um diese wundervollen Wesen und diesen Stallwechsel mitzumachen würde für mich auch bedeuten zu wachsen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ging ich mit Larry.

Das war der Anfang von etwas ganz Großem!

Larry – eins der wenigen Fotos von uns gemeinsam

Larry lehrte mich die Grundlagen von alldem, was ich heute vom Boden aus mit den Pferden mache. Er lehrte mich geduldig zu sein, hinzuhören, Situationen einzuschätzen und stellte mich regelmäßig auf die Probe. Larry schenkte mir ein Gefühl von vollkommenem Einklang, Leichtigkeit und Feingefühl. Wir konnten völlig frei, ohne auch nur ein einziges Hilfsmittel perfekt unsere Westernlektionen reiten und gemeinsam durchs Gelände schlendern. Ich verbrachte 6 wunderschöne und magische Jahre mit diesem Herz von einem Pferd, bis er leider so weit weg zog, dass ich ihm nicht noch einmal folgen konnte. Ich war am Boden zerstört.. 

Die damalige Stallbesitzerin (Hi Ulli! 🙂 ) bekam das Dilemma mit. Wir wurden während der vielen Jahre auf ihrem Hof richtig gute Freunde und ich tat ihr leid. Sie bot mir an mit ihren Pferden zu arbeiten. Allen voran war da dieser Junghengst – Pride’s Dutch Doolittle. Dooly ist ein Tennessee Walking Horse. Ein Tenniswas? Ein TWH, das ist eine Gangpferderasse aus Amerika. Ach so, ja, der ist süß, ich würde das gerne mal probieren. Mit ihren Isländern Thor, Bardy und Tyr durfte ich bereits Gangpferdeerfahrung sammeln, aber dieser Palomino sah nun irgendwie so gar nicht nach Isi aus. “Was macht der denn da?” war meine Standardfrage bei jedem Ritt als Handpferd. Ulli erwiderte immer “Na der walkt!” und ganz oft kam auch “Nein! Pass!”, worauf ich fragte “Passt?” und sie wiederholte “NEIN! PASS!”, kurz gefolgt von “Ja, so! So passt” … Du kannst Dir das Ganze bestimmt nicht so gut vorstellen, aber als Neuling dieser Rasse war das eine totale Katastrophe und hat stets für großes Gelächter zu Pferde gesorgt.

Pride’s Dutch Doolittle

Zum Glück konnte Bardy walken wie eine Eins und hat uns den Takt vorgeben können. Dooly war, ist und bleibt ein absolutes Goldstück! Er hat mich durch dick und dünn getragen, mit mir Meisterschaften gewonnen, einen unvergesslichen O-Ritt gemeistert, mir gezeigt wie harmonisch die Zusammenarbeit sein kann, wenn man von Anfang an dabei ist. Ich durfte ihn mit anreiten und ihn vorstellen. Dooly hat mir unheimlich viel Freude bereitet und mich mit einem neuen Virus infiziert: Das Tennessee Walking Horse Virus!

Postmark’s Morgan

Ulli war zum Glück auch längst dem Virus verfallen, sodass Postmark’s Morgan schon bald bei uns einzog. Morgan ist auch ein absolutes Traumpferd. Genau wie bei Dooly, durfte ich auch seinen Werdegang begleiten, ihn mit anreiten und ihn sogar das erste Mal alleine im Gelände reiten.

Da ich mittlerweile in Cambridge wohnte und schon bald auch studierte, war ich nicht mehr so regelmäßig im Stall. Das fehlte mir einerseits, aber ich kam oft genug nach Hause und durfte die beiden auch bei ihren Turniervorbereitungen begleiten. So kam ich auch in Kontakt mit einem sehr besonderen Pferd..

Wie Du hier lesen kannst hatte ich bislang zu 90% mit Wallachen oder Hengsten zu tun. Kira war da die absolute Ausnahme als Stute. Mein Traumpferd sah in Gedanken aus wie Morgan. Hengst. Black Beauty. Kennst Du das Buch? 🙂 Morgan ist die Verkörperung dieser Schönheit! Aber ein ganz besonderes Pferd hatte für mich stets eine große Präsenz auf dem Gestüt und fiel mir ab dem ersten Tag auf. Da stand es nun, mein Traumpferd: so rot, es könnte röter nicht sein und ein Stütchen war es auch noch. 🙂 Wie gut, dass ich ja kein eigenes Pferd wollte. HA! Denkst Du! 😀 Ich hatte gar keine Wahl.

Ein eigenes Pferd machte auf lange Sicht einfach Sinn in meinem Leben. Die ganzen Vorteile kann ich hier gar nicht nennen, aber davon abgesehen, dass es mich einfach glücklich macht, sind sie wirklich da! Zumal ein eigenes Pferd den beruflichen Werdegang begleiten sollte (ich studierte damals für meinen Bachelor in Equine Science). Meine Eltern sollten natürlich auch im Boot sein. Ich möchte, dass sie mich verstehen uns so erklärte ich ihnen die ganzen Vorteile, die mit so einem Pferd kommen. Ich nehme an sie wussten damals schon, dass zwangsläufig für mich daran kein Weg vorbei führte und dass sie mir das eh nicht ausreden konnten. Das Timing und einige äußere Umstände hätten besser sein können, aber ich war mir so sicher wie noch nie. Sun gehörte zu mir! So kam es, dass ich, trotz der traurigen Erkenntnis niemals bei Ulli im Stall stehen zu können, Pride’s Sun in Motion kaufte.

Sun ist die Beste. Sie zog zum Jahreswechsel 2013/14 zu mir nach England und 2016 mit mir wieder zurück nach Deutschland. Sun ist wirklich eine Sonne. Es macht so viel Freude mit ihr zu arbeiten oder einfach nur mit ihr auf der Koppel herumzuliegen. Sie ist eine wahrlich sanfte Seele und stets bemüht das Beste für alle aus einer Situation zu holen. Sun ist mein Seelenpferd. Durch sie lerne ich viele Dinge neu kennen und auch neu zu erfahren, ich hinterfrage und reflektiere permanent. Ich habe das Gefühl durch sie eine gewisse innere Ruhe zu besitzen und bin gespannt welche Abenteuer noch auf uns warten! 

Sun und ich vor ein paar Tagen auf der Koppel 🙂 – ein schöner Schnapper von Peter

2014 kam Bee zu uns. Zunächst sollte sie nur “auf Zeit” einziehen, doch mir war schnell klar, dass ich dieses kleine Wesen nie wieder hergeben könnte. Falls Du den Beitrag über unsere Anfänge gelesen hast, weißt du ja von ihrer Vergangenheit und auch, dass Bee es war, die mich auf tiergestützte Interaktion gelenkt hat. Nach ungefähr einem halben Jahr “Fass mich an und ich fress dich!” ihrerseits, kamen wir uns langsam näher mittels ganz viel Geduld, Ruhe und Respekt. Mittlerweile haben wir ein tolles vertrauensvolles Verhältnis zueinander und sind sehr an unseren Hürden gewachsen. Bee hat mir gezeigt, dass man ganz genau sein muss, in dem, was man sagt und wie man dies sagt. Es gibt mit Sicherheit noch einige Dinge, die wir verbessern können, aber mit diesem tollen und oft sehr lustigen Pony habe ich auch begriffen, dass der Weg wahrlich das Ziel ist und Erwartungshaltungen nirgends Platz finden sollten. Wir lernen niemals aus und können uns immer verbessern! Ich bin gespannt, was da noch so für uns kommt! 🙂

Bee beim Bee-sein 🙂

Puh. Dieser Beitrag wurde nun doch etwas länger als geplant, aber alle diese Charaktere haben eine wichtige Rolle gespielt in dem, was Du heute von und mit uns sehen/lesen/erleben kannst. Deswegen musste ich sie einfach alle erwähnen! 🙂

Wie bist Du zu Pferden gekommen? Lass mir gern einen Kommentar da – ich freu mich von Dir zu hören! 🙂