Während meiner Zeit in England war Luzerne ein ganz normaler Raufutterzusatz für Pferde und wurde gerne und häufig gefüttert. Zurück in Deutschland standen wir in keinem Stall, der dies ebenso gehandhabt hat, so dass Luzerne bei mir allmählich in Vergessenheit geriet.

Seit wir in der Mühle wohnen und die Pferde am Haus haben, wollte ich mich intensiv mit ihrer Fütterung beschäftigen. Ich gebe ihnen nun, unter anderem, individuell zusammengestelltes Mineralfutter. Dieses ist speziell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Pferdes abgestimmt.

Ausserdem füttere ich individuell verschiedene Zusätze, wie zum Beispiel Sonnenblumenkerne im Winter, da die Pferde keine Grassamen über die Weide aufnehmen können. Diese können zusätzlich zu einer gesunden Verdauung beitragen. Karotten oder Karottenchips sind vor allem ab Januar bei uns im Einsatz, da sie den Pferden im Fellwechsel mit einer extra Portion Vitamin A aushelfen können.

All das ist schön und gut, jedoch deckt es nicht den Bedarf der nötigen Energie. Selbstverständlich bekommen meine Pferde alle Heu, bei uns gibt es das 24/7. Keiner der Nasen bekommt Getreide, so dass mir einfach etwas fehlte..

Während Sun und ich auf der Pferd und Jagd 2019 waren musste ich händeringend nach einem Futter für sie suchen, dass ihr dabei hilft die nötige Energie für all die Shows, sowie ihr Gewicht aufrecht zu erhalten. Während wir umherirrten und nach Futter suchten, sah ich ein großes Banner mit der Aufschrift “Hartog Lucerne” und habe mich prompt an meine Zeit in England zurückerinnert. “Warum füttere ich eigentlich keine Luzerne mehr???” Luzerne soll es sein!

Schnell kamen wir ins Gespräch mit zwei sehr netten Mitarbeitern und ich machte mich guten Gewissens und glücklich mit einem Sack Lucerne Mix auf den Weg zurück zu Sun. Man konnte zusehen, wie sie täglich wieder zugenommen hat und deutlich mehr Energie hatte. Zu Hause habe ich ihr weiterhin die selbe Menge an Lucerne Mix gefüttert und war hin- und hergerissen, ob das auch etwas für den Rest meiner Herde sein könnte.

Bee kannte Luzerne auch aus England und war stets fein damit. Sie hat keinerlei Probleme, jedoch ist sie ein typisches Exmoor Pony und nimmt auch schnell zu. Ravi und Lilly, die beiden anderen Walker, sind da schon etwas schwieriger was das Futter angeht. Ravi hat einen sehr empfindlichen Magen-Darm-Trakt und Lilly hatte vor vielen Jahren mal einen Reheschub und wird seitdem sehr genau beobachtet.

Als ich mich nicht getraut habe, den beiden anderen “Großen” Lucerne Mix zu füttern, habe ich Kontakt mit der Firma Hartog aufgenommen.

Zunächst einmal stellst du dir sicher zwei Fragen:

Warum Luzerne?

Luzerne hat viele Vorteile in der Pferdefütterung. Zum einen belastet die Luzerne den Magen-Darm-Trakt und Stoffwechsel der Pferde im Vergleich zu Getreide kaum und bietet den Pferden dennoch eine vergleichbare Menge an Energie.

Luzerne hat von Natur aus wenig Zucker und Stärke, was besonders bei Pferden mit einer Getreideallergie oder Unverträglichkeit von Vorteil ist, da sie ein adäquater Ersatz sein kann. Zudem puffert die Luzerne die Magensäure gut ab, da die Pferde viel kauen und daher speicheln müssen. Die Futteraufnahme wird verlangsamt.

Luzerne ist eine hochwertige, faserreiche Quelle von Eiweiß, Aminosäuren, Calcium und Magnesium. Diese kann vor allem bei nährstoffarmem Heu von Vorteil sein.

Wann lieber keine Luzerne?

Falls dein Pferd an einer Erkrankung leidet, die den Entgiftungsstoffwechsel (Leber, Niere, Darm) sehr stark beansprucht, dann solltest du abwägen, ob eine Überversorgung an Eiweiß/Aminosäuren zusätzlich abgebaut werden kann.

Lucerne-Mix Digest

Der Lucerne-Mix Digest wurde mir empfohlen, da dieser zusätzlich mit Säurepuffern, Präbiotika und Hefekulturen angereichert wird. Diese Mischung mit natürlichen Mikroelementen kann den Magen-Darm-Trakt schützen und dafür sorgen, dass Nährstoffe besser aufgenommen werden können. Sie sind praktisch in Form von Pellets unter die Luzerne gemischt.

Besonders für Ravi war das interessant, da er einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt hat. Er hat eine Getreideallergie und benötigt daher eine andere Energiequelle. Leider wurden wir dieses Jahr auch schon mit einer leichten Kolik von ihm überrascht, nachdem er immer sehr aufgebläht gewirkt hat. Ich hatte also zunächst Bedenken, sein Futter umzustellen oder mit Luzerne anzureichern.

Sun sollte nach dem Lucerne-Mix vom Dezember nun auch auf das Digest wechseln, weil ihre Äppel zuvor immer sehr matschig oder zerfallen waren. Das ist bei ihr tatsächlich “normal” seit ich sie kenne, jedoch generell nicht normal für ein Pferd, weswegen ich es hinterfragt habe und versuchen wollte dies zu ändern. Der reguläre Lucerne-Mix hat ihr gut getan, jedoch ist der Digest noch schmackhafter für die Pferde und sie können von den zugefügten “Extras” nur profitieren. Aus diesem Grund wollte ich gerne wechseln.

Bei Bee hatte ich keinerlei Bedenken, da im Digest weder Getreide noch Melasse enthalten sind. Sie hat Luzerne als Zusatz in England immer gut vertragen und freut sich über ein bisschen “mehr” zu kauen.

Lilly ist durch ihre ehemalige Reheerkrankung mein Sorgenkind im Thema Futter. Jede Umstellung überlege ich mir ganz genau, obwohl ich mir darüber im Klaren bin, dass Hufrehe verschiedene Ursachen haben kann und diese nicht unbedingt durch zu viel Eiweiß ausgelöst wird.. Lilly hat zudem eine Getreideunverträglichkeit und ist als Älteste im Bunde schwerer in Form zu halten.

Hartog Digest ist unter anderem auch mit Rote Beete Würfeln, Karottenwürfeln und Sonnenblumenkernen angereichert, was meiner Fütterung zusätzlich sehr entgegen kommt.

Eiweiß/Aminosäuren

Essenzielle Aminosäuren sind vor allem wichtig im Fellwechsel, während dem Wachstum und bei erhöhtem Energiebedarf der Muskeln. Daher haben besonders tragende und laktierende Stuten, Jungpferde sowie Sportpferde einen erhöhten Bedarf.

Calcium

Calcium wird besonders während dem Wachstum benötigt und kommt vor allem den Knochen zu Gute. Zudem gleicht Calcium den Phosphor Anteil im Pferd wieder aus. Der Calcium:Phosphor Ratio sollte zwischen 1:1 – 1:3 liegen.

Phosphor findet sich viel in Getreide, was für dich vielleicht interessant ist falls du Mais, Gerste oder Hafer fütterst. Luzerne enthält besonders gut verfügbares Calcium und könnte deinem Pferd helfen diesen Wert anzustreben.

Hierbei solltest du bedenken, dass Calcium ein Antagonist für Spurenelemente und Mineralstoffe sein kann. Eine erhöhte Zufuhr von Calcium kann also nicht nur eine gehemmte Aufnahme von Phosphor, sondern auch von Zink, Kupfer, Mangan und Selen bedeuten. All diese Stoffe benötigt dein Pferd aber, zum Beispiel jetzt im Fellwechsel.

Wähle dein Mineralfutter daher mit Bedacht und achte besonders auf die enthaltenen Mengen von Calcium und Eisen, um ein solches Ungleichgewicht nicht unnötig zu fördern.

Unser Test und Fazit

Bei Sun haben mich besonders die matschigen Haufen irritiert. Sie hat nach der Messe etwas Zeit gebraucht, um anständig abtrainiert zu werden und hatte dadurch weiterhin einen erhöhten Energiebedarf.

Im direkten Vergleich zum Lucerne-Mix, hat Sun definitiv den Lucerne-Mix Digest bevorzugt. Obwohl dieser keinerlei Melasse oder sonstige energiereiche Süssstoffe enthält, schien er sehr schmackhaft zu sein und hat eine sehr hohe Akzeptanz.

Sun bekommt nun seit Anfang Dezember 2019 Luzerne. Digest frisst sie seit Mitte/Ende Januar. Was ihre Haufen angeht, lässt sich direkt ein krasses Fazit erkennen:


Bee bekommt als Exmoor Pony nicht viel von der Luzerne, aber auch sie bevorzugt eindeutig das Digest. Sie schlingt ihr Futter immer so sehr, was natürlich auch seine Sorgen mit sich bringt (Schlundverstopfung!!). Bee ist seit der Zufütterung von Luzerne etwas langsamer geworden, da sie sichtlich mehr kauen muss.

Für mich ist es eine Erleichterung, dass sie die Luzernestängel nicht einfach so inhalieren kann. 🙂 Außerdem sieht sie jetzt während dem Fellwechsel super mit ihrem speckig glänzenden Fell aus – letztes Jahr hatte sie damit so einige Probleme und war am Rücken komplett nackig (dank Dermatophilose).

Ich bin so froh und erleichtert, dass ihr dieses Jahr diverse Waschungen zu unsittlichen Temperaturen erspart bleiben. Sie ist sichtlich zufrieden und das ist die Hauptsache! Dicker geworden ist sie definitiv nicht.

Die anderen beiden Sorgenkinder sollten eigentlich nichts von der Luzerne abbekommen, aber sie waren immer so neidisch auf Sun und Bee… das hat mein Muttiherz auf Dauer nicht ausgehalten.

Ravi bekam, nachdem er sich von seiner Kolik erholt hatte, langsam das Digest zugefüttert. Hierbei hatte ich besonders auf die positive Wirkung der Präbiotika und Hefekulturen gehofft. Da diese den Magen-Darm-Trakt unterstützen und schonen sollen, war ich total gespannt auf das Ergebnis.

Sein Blähbauch ist nach der Fütterung von Digest (ca. 3-4 Wochen) tatsächlich etwas zurückgegangen. Ausserdem sind die erhöhte Kautätigkeit und der dadurch produzierte Speichel für seinen Magen sicherlich von Vorteil. Ravi wird definitiv weiterhin das Digest bekommen – es kann schließlich nur noch besser werden! 🙂

Lilly sollte eigentlich gar keine Luzerne bekommen. Dadurch, dass diese so hoch in Eiweiß ist, war ich erstmal kategorisch dagegen. Auch ich muss lernen, manchmal mehr auf meine Intuition zu hören.. So hat es in diesem Fall wirklich sehr lange gedauert, bis ich mich dazu entschlossen habe, Lilly auch davon etwas zu geben.

Warum, wenn sie doch nicht so viel Eiweiß braucht?

Lilly ist in meiner Herde die Älteste, hat eine Getreideunverträglichkeit und ist, verglichen mit den anderen, schwerer körperlich in Form zu halten. Das betrifft nicht nur ihr Gewicht, sondern vor allem ihre Muskelmasse. Durch den hohen Fasergehalt  und den geringen Gehalt an Stärke und Zucker in der Luzerne, war es für mich tatsächlich eine Frage der Energie.

Durch das unbeständige Wetter habe ich nachdenken müssen. Die Heuqualität kann schwanken und gerade zu dieser Jahreszeit kann sie die extra Energie gut für den Fellwechsel brauchen, um nicht all ihre Reserven anzuzapfen.

Gewöhnliche Grashäcksel können einfach nicht ausreichend Energie liefern, verglichen mit dem Digest. Selbstverständlich bekommt Lilly nicht die selbe Menge wie Sun, die voll in der Arbeit steckt. Aber sie hat dadurch nicht nur mehr Energie, sondern auch eine erhöhte Fresszeit, was zusätzlich ihrem Magen entgegen kommt. Sie bekommt nun seit zwei Wochen eine Handvoll Digest ins Futter und nimmt dies sehr gut an.

Natürlich muss man, wie bei allem, realistisch sein und etwas an Zeit und Geduld mitbringen. Positive wie negative Veränderungen sind nicht immer sofort erkennbar. Manchmal ist es Trial & Error, vor allem was die individuellen Mengen angeht. Das eine Pferd verträgt mehr, während das andere etwas weniger benötigt.

Zum Glück kenne ich meine Herde mittlerweile sehr gut und kann sie täglich ganz genau beobachten. Selbstverständlich sind keine Erfolgserlebnisse nach einem Tag der Fütterung zu verzeichnen, aber nachdem wir nun seit 6 Wochen den Lucerne-Mix Digest testen, kann ich definitiv sagen, dass wir begeistert sind!

Meine anfängliche Skepsis gegenüber der Fütterung von Luzerne für Ravi und Lilly habe ich nun auch komplett abgelegt. Alle vier sind glücklich und freuen sich jeden Tag auf ihr Futter. 🙂

Liebes Hartog Team, wir sagen von Herzen Danke!! Für die nette Beratung und den Support – ich bin froh, dass ich euch auf der Messe getroffen habe!